FM kommt auch als Lehrberuf
Unternehmen aller Wirtschaftszweige und professionelle Dienstleister suchen zunehmend qualifizierte Mitarbeiter für das Facility Management (FM). Ihre Qualifikation erwerben die auf verschiedenen Ebenen – visualisiert durch die „Bildungspyramide“ der German Facility Management Association (GEFMA e.V.). Für die vier oberen Schichten gibt es FM-spezifische Berufsbilder, Studien- und Bildungsgänge. Für die Dienste der ausführenden Ebene, die Basis der Pyramide, nicht.
Hier ist der Einstieg über eine duale Berufsausbildung gegenwärtig nur über mehrere bestehende Berufe möglich. Beispiele sind Elektroniker, Mechatroniker, Bürokaufmann, Fachinformatiker, Anlagenmechaniker, Gebäudereiniger oder Gärtner – respektive ihre weiblichen Pendants. Diese Berufe fokussieren allerdings bisweilen nur auf einzelne Gewerke. Meist stehen auch nur einzelne Phasen des Lebenszyklus im Mittelpunkt. Das sind in der Regel die Planungs- und die Errichtungsphase. Einen übergreifenden Beruf, der alle FM-spezifischen Qualifikationen abdeckt, gibt es noch nicht.
Diese Lücke in der beruflichen Ausbildung soll geschlossen werden. Die Anforderungen an das Betreiben von komplexen technischen Anlagen, Gebäuden und gesamten Liegenschaften steigen. Mit den Zielen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit werden die Aufgaben noch vielfältiger. Auch die zunehmende Digitalisierung in allen Bereichen der Wirtschaft erfordert zusätzliche fachliche Qualifizierung. Personalverantwortliche und Führungskräfte der FM-Branche sehen deshalb einen großen Bedarf an FM-spezifischer gewerblicher Ausbildung. Dabei werden – ausgehend von einem technischen Schwerpunkt – übergreifende Kompetenzen und ein ganzheitliches FM-Verständnis gewünscht. Technische Fertigkeiten sollen sich mit Grundkenntnissen der kaufmännischen Steuerung vereinen. Eine hohe Serviceorientierung und eine handlungsorientierte Sicht auf alle Facility Services gehören dazu.
Prof. Dr. Markus Lehmann ist im siebenköpfigen Vorstandsteam des Branchenverbands GEFMA für den Bereich „Bildung und Wissen“ verantwortlich. In einer Projektgruppe arbeitet er zusammen mit Dr. Christine Sasse und RA Johannes Bungart sowie führenden FM-Unternehmen seit 2014 an dem Projekt „Ausbildungsberuf im FM“. Der Antrag für den neuen Beruf ist als Eckwertepapier beim Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) eingereicht. Unterstützung haben der Zentrale Immobilienausschuss e.V. (ZIA) sowie der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW) zugesagt.
Stand der Dinge ist, dass der bestehende und fachlich affine Ausbildungsberufs „Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme“ (EGI) um FM-relevante Lehrinhalte ergänzt werden soll. Die 3,5-jährige Ausbildung wird aktuell bereits von Unternehmen der Immobilienwirtschaft, technischen Gebäudeausrüstern, Flughäfen oder Unternehmen, die Beleuchtungs- und Signalanlagen für Straßen und Eisenbahnen installieren, angeboten. Weil es dabei um das Warten, Überwachen, Steuern und Optimieren gebäudetechnischer Infrastrukturen geht, passt die Ausbildung gut zu den technischen Anforderungen im FM-Bereich. Die Modifizierung des EGI mit einer Anpassung der Berufsbezeichnung könnte in naher Zukunft der Lehrberuf im FM sein.